Huskytour Kungsleden
Huskytouren sind für uns die perfekte Art, Lapplands unberührte Landschaft zu genießen. Nachdem es auf unseren bisherigen Touren überwiegend durch tief verschneite Wälder ging, haben wir uns im Februar 2020 für eine Gebirgstour entschieden. Unser Ziel war der Kungsleden, 6 Tage mit den Hundeschlitten von Hütte zu Hütte.
In den Wäldern Jukkasjärvis begann Mats Rullander vor über 20 Jahren mit dem Aufbau seiner eigenen Huskyfarm. Mittlerweile leben etwa 140 Huskies im Kennel. Alaskan Huskies sind die perfekten Schlittenhunde. Sie haben einen unbändigen Willen zum Laufen, zähe Pfoten, dichtes wetterfestes Fell und können ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichts ziehen. Sie sind genügsam, vertragen sich gut mit anderen Hunden und sind Menschen gegenüber aufgeschlossen.
Dennoch hat natürlich jeder Hund seinen eigenen Charakter. Es gibt Schüchterne und Draufgänger, die Lieben und die Zicken, Außenseiter und Chaoten. Und wie beim Menschen auch sind die Beziehungen untereinander ganz unterschiedlich.
Anfang September beginnen Muskelaufbau und intensives Training. Bis genügend Schnee liegt, werden die Hunde vor Quads gespannt. Dann kommen die Schlitten zum Einsatz. Während der Trainingseinheiten kann man sehen, welcher Hund sich am besten als Leithund eignet, welcher am stärksten zieht und welche Tiere gut bzw. nicht so gut zusammenlaufen. So kann man die Teams später optimal zusammenstellen.
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Die Huskyfarm von Jukkasjärvi Vildmarksturer in den Wäldern von Jukkasjärvi.
Die erste Nacht haben wir in einer einfachen Blockhütte auf der Farm verbracht.
Für den Transport zum Ausgangspunkt der Tour wird alles sorgfältig verstaut.
Unser Guide Martin gibt uns am Abend noch eine ausführliche Einweisung ins Hundeschlittenfahren und am nächsten Morgen ging es dann endlich los. Bei Temperaturen von -25 Grad haben wir Schlitten, Ausrüstung und Verpflegung erst einmal sorgfältig für den Transport verstaut. Denn der Ausgangspunkt für unsere Tour liegt etwa 100 km von der Huskyfarm entfernt. Die 27 Hunde werden in Transportboxen untergebracht.
Nach anderthalb Stunden haben wir den Bahnhof von Abisko erreicht. Hier werden Ausrüstung und Proviant auf unseren sechs Schlitten verteilt. Jeder Hund benötigt etwa 1 Kilogramm Fleisch pro Tag. Bei 27 Hunden und 6 Tagen sind das allein über 150 Kilo Hundefutter. Je nach Gewicht des Fahrers müssen die Huskys zu Beginn der Tour zwischen 120 und 160 Kilo durch den Schnee ziehen!!! Nachdem die Schlitten fertig gepackt sind, werden die Hunde aus Ihren Boxen befreit und vor die Schlitten gespannt. Dann werden die Schneeanker gelöst und wir rauschen mit unseren Hundeschlitten vom Parkplatz. Jetzt sind die Hunde kaum noch zu bremsen.
Während uns die Huskys mit einem ordentlichen Tempo durch die Winterlandschaft ziehen, gehen uns noch einmal die wichtigsten Regeln durch den Kopf, die uns unser Guide Martin mit auf den Weg gegeben hat. Regel Nummer eins, niemals beide Hände vom Schlitten nehmen. Nur ein ruckartiges Ziehen der Hunde oder eine Unebenheit im Gelände, ein Sturz wäre vorprogrammiert. Der Schlitten wäre führerlos, Hunde und auch Gäste könnten verletzt werden.
Regel Nummer 2, die Bremse benutzen. So ist die Zugleine gespannt und der Schlitten kann nicht in die Hinterläufe der Hunde rutschen. Außerdem lässt sich der Abstand zum davor laufenden Team regulieren und der Schlitten lässt sich einfach besser kontrollieren, wenn man bremst.
Da wir durchs Gebirge fahren, werden wir aber nicht nur gemütlich durch die wunderschöne Landschaft gezogen. Wenn es bergauf geht, müssen wir immer wieder vom Schlitten steigen und kräftig mit schieben. Das Gewicht und die Anstrengung wären für die Hunde sonst einfach zu hoch.
Wir sind Mitte Februar gestartet, so dass wir während der Tour bereits ausreichend Tageslicht haben. Die Sonne zeigt sich nun schon wieder 8 Stunden über dem Horizont. Nach anderthalb Stunden und 15 Kliometern haben wir unser erstes Tagesziel, die Abiskojaurre Hütte, erreicht. Hier lernen wir nun den Ablauf, der uns für die nächsten 6 Tage begleiten wird.
Als erstes Schneeanker werfen, um den Schlitten zu sichern. Dann stehen Kuschel – und Streicheleinheiten auf dem Programm. Alle Hunde werden kräftig für Ihre Leistung gelobt. Danach werden die Geschirre abgenommen, die Hunde ausgespannt und an der Steckline befestigt, wo sie die Nacht verbringen. Als nächstes wird das Futter zubereitet. Als Snack gibt es für jeden Hund erst einmal ein Stück gefrorene Fleischwurst. Die restliche Wurst wird in einem Thermobehälter mit heißem Wasser aufgewärmt und später am Abend mit Trockenfleisch als eine Art Suppe verfüttert.
In Teamarbeit verrichten wir nun die wichtigsten Arbeiten. Da es auf keiner der Hütten fließendes Wasser gibt, muss das jeden Tag aus dem zugefrorenen See oder Fluss geholt werden. Das ist nicht immer ganz so einfach. Manchmal ist das Wasserloch ziemlich tief. Manchmal muss das Wasser vom Fuße eines Canyons zur Hütte transportiert werden und an unserem letzten Abend haben wir das Wasserloch gar nicht gefunden. Also sind wir 2 km umsonst gelaufen und mussten Schnee schmelzen. Hat zwar etwas länger gedauert, aber auch funktioniert. Mit den Wasserkanistern, die immerhin 20 bis 30 kg wiegen, geht’s dann wieder zur Hütte. Während die einen Wasser holen, hacken die anderen Holz und heizen die Hütte ein. Auch die Mahlzeiten werden größtenteils gemeinsam zubereitet. Und nach dem Abendessen lassen wir die Tage in den gemütlichen Hütten ausklingen. Viele der Hütten haben eine Sauna. Und es gibt einfach nichts Schöneres, als sich bei Minustemperaturen nach einem anstrengenden Tag hier aufzuwärmen und im frischen Schnee wieder abzukühlen. Dann noch einmal ein letzter Besuch bei den Hunden. Wenn es allen gut geht, kriechen wir zufrieden in unsere Schlafsäcke.
Nach dem Aufstehen werden wieder zuerst die Hunde gefüttert. Nachdem auch wir gefrühstückt und unsere Sachen gepackt haben, legen wir die Geschirre an. Das ist für die Hunde tägliche Routine und die meisten sind dabei ziemlich entspannt und ruhig. Das ändert sich blitzartig, als die ersten Hunde vor die Schlitten gespannt werden. Die Aufregung steigt, es wird gebellt, geheult und gezerrt, was das Zeug hält. Nach einer Viertelstunde sind alle Teams fertig und die Hunde können wieder das tun, was sie am liebsten machen. Laufen, laufen, laufen …
Nach der Ankunft stehen erst einmal Kuscheleinheiten auf dem Programm. Alle Hunde werden kräftig für ihre Leistung gelobt.
Wenn es den Hunden gut geht, sind auch wir zufrieden und glücklich.
Dann wird das Futter zubereitet. Als Snack gibt es für jeden Hund ein Stück gefrorene Fleischwurst.
In den gemütlichen Hütten lassen wir die Tage ganz entspannt ausklingen.
Da es auf keiner der Hütten fließendes Wasser gibt, muss das jeden Tag aus dem zugefrorenen See oder Fluss geholt werden.
Das Anlegen der Geschirre ist für die Hunde tägliche Routine.
Da die Wetterberichte für die nächsten Tage sehr starken Sturm vorhergesagt haben, hat Martin entschieden, dass wir die zwei kommenden Tagesetappen zusammenlegen. Es war der mit Abstand anstrengendste Tag unserer Tour. Der Wind ließ nicht lange auf sich warten und es ging immer wieder rauf und runter. So mussten wir dieses Mal nicht nur nebenherlaufen, sondern unzählige Male den Schlitten durch Tiefschnee bergauf schieben. Wir waren einige Male echt am Ende unserer Kräfte. Den Hunden ging es wahrscheinlich ähnlich.
In einem ordentlichen Schneesturm erreichen wir nach 36 Kilometern ziemlich erschöpf die Tjäktjahütten. Wir schirren schnell die Hunde ab, füttern, holen Wasser, hacken Holz. Bei dem Sturm wahrlich kein Vergnügen. Auch am nächsten Morgen hat sich der Wind immer noch nicht beruhigt. Wir werden vom Sturm fast umgeschmissen. Aber wir wollen und müssen weiter. Also spannen wir wieder die Hunde vor die Schlitten und machen uns auf den Weg zum Tjäktjapass. Um diesen steilen Anstieg zu bezwingen, müssen noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden. Dann haben wir den höchsten Punkt der Tour erreicht und von 1150 Metern geht es nun hinunter ins Tal.
Der Sturm hat sich etwas gelegt und bei unserer Ankunft an den Sälkähütten kämpft sich sogar die Sonne durch die Wolken. Während wir die Hunde abschirren, begrüßt uns Samu. Er ist hier der Hüttenwart und kümmert sich um alles, was hier oben so anfällt. Samu erzählt uns, dass wir die ersten Übernachtungsgäste in diesem Jahr sind. Erst vor einem Tag wurde die Hütte geöffnet. Ostern ist Hochsaison, dann kann es schon mal vorkommen, dass alle Betten belegt sind. Also eine gute Entscheidung früh in der Saison unterwegs zu sein. Wir bekommen die Hütte zwar nicht wärmer als 14 Grad, dafür haben wir sie ganz für uns. Leider verschlechtert sich das Wetter am Abend und die Hunde müssen wieder eine stürmische Nacht im Freien verbringen.
Auch wenn es am nächsten Morgen noch ordentlich stürmt, brechen wir zu einer kleinen Tagestour auf, damit sich die Hunde beim Laufen ein bisschen aufwärmen können. Dann wird der Schneesturm allerdings so stark, dass wir unseren Vordermann kaum noch erkennen können. Wir brechen ab und kehren zur Hütte zurück.
Während wir bei Kaffee, Tee und Zimtschnecke gemütlich in der Hütte sitzen, geht unser besorgter Blick immer wieder Richtung Hunde. In der Nacht erreicht der Wind Geschwindigkeiten von weit über 100 Stundenkilometern. Die ganze Hütte wackelt und wir sind besorgt, wie die Hunde diese stürmische, kalte Nacht wohl überstehen. Aber unsere Huskys sind wahre Helden. Zwar ist ihr Fell mit Eis und Schnee überzogen, aber alle sind wohlauf.
Bevor wir die Hunde heute anspannen, entfernen wir so gut es geht Eis und Schnee aus dem Fell, damit die Geschirre später nicht darauf scheuern. Das dauert ein bisschen, aber irgendwann stehen wieder alle Hunde vor den Schlitten. Und dann geht es wieder wie jeden Tag durch die einzigartige Stille Lapplands, nur durchbrochen vom Atmen der Huskies und dem Knistern des Schnees unter den Kufen.
Windgeschwindigkeiten von weit über 100 km/h an den Tjäktjahütten.
Nach stürmischen Nächten ist von den tapferen Huskies nicht mehr allzu viel zu sehen.
Und auch unsere Schlitten müssen erst einmal vom Schnee befreit werden.
An den Singihütten haben wir unser vorletztes Etappenziel erreicht. Und so mischt sich an diesem Tag allerhand Wehmut in die morgendliche Routine. Ein letztes Mal füttern, ein letztes Mal dem morgendlichen Hundegeheul lauschen. Ein letztes Mal beseitigen wir die Hinterlassenschaften der Hunde und dann wird noch einmal intensiv geschmust und gekuschelt. Wir spannen unsere Vierbeiner ein letztes Mal vor den Schlitten und lassen uns über den tief verschneiten Kungsleden ziehen. Heute geht es fast nur noch bergab und die Tracks sind breit und ausgefahren. Wahrscheinlich eine Genusstour für die Hunde. Auch sie merken, dass das Ende der Tour naht. Sie ziehen was das Zeug hält, sind kaum noch zu bremsen. Wir müssen uns wirklich konzentrieren, dass wir bei diesem Tempo nicht vom Schlitten geschmissen werden.
Sehr viel schneller als uns lieb ist, erreichen wir Nikkulaokta. Hier geht unsere traumhafte Huskytour leider zu Ende. Diese Tour war durch die zahlreichen Anstiege und das strürmische kalte Wetter deutlich anstrengender als unsere bisherigen Hundeschlittentouren. Allerdings wurden wir für alle Strapazen und Entbehrungen belohnt, denn die Tour führte uns durch traumhafte unberührte Winterlandschaften.
Die wahren Helden sind aber ohne Frage die Huskies. Unsere treuen Gefährten haben uns über 100 Kilometer durch einzigartige, teilweise menschenleere Bergwelten begleitet und sich kein einziges Mal beklagt. Sie werden für immer einen Platz in unseren Herzen haben.
Unsere Huskies haben uns über 100 Kilometer über den tief verschneiten Kungsleden gezogen.
Beim Blick in diese blauen Augen kann man nur schwach werden 😉
Die Kuscheleinheiten mit unseren treuen Gefährten werden uns fehlen!
Ausrüstung
Folgende Ausrüstung wird in den meisten Fällen vom Anbieter gestellt:
- Thermooverall (warm, wind- und wasserabweisend)
- Thermostiefel mit herausnehmbarem Filzschuh
- Überhandschuhe (Fäustlinge)
- Winterschlafsack + Inlay
Folgende Dinge solltest Du außerdem dabei haben:
- Seesack, Rucksack oder Reisetasche (ca. 30 – 40 Liter, wird in manchen Fällen auch vom Touranbieter gestellt)
- eine warme Mütze, die die Ohren vollständig bedeckt
- evtl. eine dünnere Mütze (falls es einmal nicht ganz so warm ist)
- Sturmhaube
- Schal oder Buff
- sehr gut gefütterte Fausthandschuhe (am besten wind- und wasserabweisend und groß genug, dass noch dünne Fingerhandschuhe darunter passen)
- 2 Paar dünne Fingerhandschuhe, mit denen Du die anfallenden Arbeiten verrichten kannst (Für das Füttern der Hunde evtl. ein älteres Paar einpacken.)
- 2 – 3 Paar warme Socken (Die Socken sind am Tagesende schnell nass geschwitzt, so dass Du auf jeden Fall ein Paar Wechselsocken dabei haben solltest.)
- lange Funktionsunterwäsche (am besten 2-3 mal)
Wir bevorzugen bei kalten Temperaturen Unterwäsche aus Merinowolle. Die trocknet zwar etwas langsamer als Kunstfaser, bietet aber eine höhere Wärmeleistung und man kühlt, auch nachdem man geschwitzt hat, nicht aus. - 2 Woll- oder Fleecepullover
- Wärmepads für Hände und Füße
- Stirnlampe
- Skibrille (bei starkem Schneefall absolut hilfreich)
- Sonnenbrille mit sehr gutem UV-Schutz (ab Februar)
- Sonnencreme (ab Mitte Februar)
- Thermoskanne
- Schuhe für die Hütte/Sauna
- kleines Handtuch
- Saunahandtuch bei Bedarf
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