Vom Standesamt zum Nordkap und zurück

6.06.2023 | Radreisen | 0 Kommentare

Nach 22 Jahren wilder Ehe haben wir im Mai 2022 in unserer Heimatstadt Waltershausen geheiratet – auf Fahrrädern. Nur 4 Tage nach unserer Hochzeit haben wir uns auf genau diese Räder geschwungen, um von Thüringen zum Nordkap und zurückzuradeln.

Hier findest du unseren kompletten Tourbericht mit Tipps und hoffentlich auch Inspirationen für eigene (Rad)Reisen.

Inhaltsverzeichnis

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Unsere komplette Route im Überblick

Route Deutschland

Hinfahrt: Waltershausen – Nationalpark Hainich – Werratal-Radweg – Leine-Heide-Radweg – Nordseeküstenradweg (von Hamburg bis Rosenkranz)

Rückfahrt: Rostock – Müritz – Elberadweg – Saaleradweg – Thüringer Städtekette

Route Dänemark

Hinfahrt: Nordseeküstenradweg von Rudbøl bis Frederikshavn (von hier mit der Fähre weiter nach Göteborg)

Rückfahrt: Fernradweg Kopenhagen – Berlin bis Gedser

Route Schweden

Hinfahrt: Göteborg – Götakanal Sjötorp bis Mem – Stockholm (von hier mit der Fähre weiter auf die Ålandinseln)

Route Finnland

Hinfahrt: Ålandinseln – Kustavi – Ostseeküstenradweg bis Kemi – Rovaniemi – Inari – Nuorgam

Route Norwegen

Hinfahrt: finnisch-norwegische Grenze – Varanger-Halbinsel / Postschiff: Vardø – Honningsvåg / Honningsvåg – Nordkap – Skarsvåg – Kamøyvær – Honningsvåg
Rückfahrt: Postschiff: Honningsvåg – Stokmarknes (Vesterålen) –  Stokmarknes – Moskenes (Lofoten) / Fähre Moskenes – Bodø / Postschiff: Bodø – Trondheim / Trondheim – Røros – Oslo (von hier mit der Fähre weiter nach Kopenhagen)

Von Waltershausen an die dänische Grenze

Am 22. Mai 2022 radeln wir mit unseren voll bepackten Drahteseln zum Waltershäuser Marktplatz. Ein letztes Abschiedsfoto, ein letztes Mal Winken und unser Nordkap-Abenteuer kann beginnen.

Waltershausen und unseren Hausberg, den Inselsberg, lassen wir schnell hinter uns. Nach etwa 20 Kilometern erreichen wir den Nationalpark Hainich und das Wildkatzendorf Hütscheroda. Hier bestaunen wir Wildkatzen und Luchse aus nächster Nähe, bevor es weiter Richtung Werratal-Radweg geht. Über Eschwege und Bad Soden-Allendorf radeln wir weiter bis nach Werleshausen.
Der Werratalradweg hat uns besonders gut gefallen. Er ist deutlich weniger frequentiert als die großen bekannten Flussradwege Deutschlands und führt fast immer autofrei durch wunderschöne Natur, schmucke Fachwerkdörfer und kleine Städte. Zwischendurch laden zahlreiche schön angelegte Picknickplätze zu kleinen Pausen ein und Campingplätze findet man hier in regelmäßigen Abständen.
Nur das Wetter macht uns das Leben in den ersten Tagen ein bisschen schwer. Es ist unwahrscheinlich schwül. Immer wieder gibt es heftige Gewitter, danach wieder Affenhitze und extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Zum Glück halten sich die Anstiege in Grenzen.

An der dänischen Grenze

Am 18. Mai 2022 haben wir „Ja“ gesagt

An der dänischen Grenze

im Wildkatzendorf Hütscheroda

unser Hausberg, der Inselsberg

an der thüringisch-hessichen Grenze

auf dem Weg in den Nationalpark Hainich

Campingplatz in Hessen

Über Göttingen geht es auf dem Leine-Heide-Radweg weiter Richtung Norden. Auch der ist wieder sehr gut ausgebaut. Fernab von Verkehr und jeglichem Großstadttrubel durchqueren wir Hannover. Entlang von Feldern, Wiesen und Wäldern radeln wir Richtung Lüneburger Heide. Hier gefällt es uns so gut, dass wir die Fahrräder erst einmal parken und einen kleinen Stopp einlegen.

Wir lassen Hamburg rechts liegen und überqueren in Finkenwerda mit einer Fähre die Elbe. Auch auf den nächsten Kilometern ist der Fluss unser ständiger Begleiter. Dann führt uns die Strecke auf dem Nordseeküstenradweg tagelang über Deiche. Das macht echt Spaß und ist richtig idyllisch. Nur das Passieren der unzähligen Deichtore ist auf Dauer ziemlich lästig. Tor öffnen, Tor schließen und nach wenigen Kilometern die Prozedur wieder von vorne. Mit unseren kleinen Schwerlasttransportern macht das ganz besonders viel Spaß.

Zudem gibt es auch noch die Sperrwerke. Die sind in der Regel geöffnet, und werden nur bei Sturmfluten geschlossen, um das dahinter liegende Binnenland vor Überschwemmungen zu schützen. Bis auf das Eidersperrwerk, sind die geöffneten Anlagen für Fußgänger und Radfahrer allerdings nicht passierbar. Deshalb werden die Sperrwerke in der Urlaubszeit von Mai bis September zu bestimmten Zeiten geschlossen, damit Radfahrer und Fußgänger über’s Wasser gelangen. Um nicht vor verschlossenen Schranken zu stehen, solltest du im Vorfeld unbedingt die entsprechenden Öffnungs- und Schließzeiten checken.

Durch das wunderschöne Städtchen Glückstadt führt die Tour zur Elbmündung, nach Brunsbüttel. Hier ist die Nordsee bereits in Sichtweite. Durch das Dithmarscher Land radeln wir über Büsum nach St. Peter-Ording. Hier relaxen wir ein paar Stunden am kilometerlangen Sandstrand. Unsere Füße bekommen im 14 Grad kalten Wasser eine wohlverdiente Erfrischung .
Entlang des Wattenmeers radeln wir über Husum immer weiter Richtung Norden und erreichen nach gut 2 Wochen und 900 Kilometern die dänische Grenze. 

Campingplatz an der Elbe

am Strand von St. Peter-Ording

begleitet von Schafen

Rast auf dem Deich

das schöne Städtchen Glückstadt

An der dänischen Grenze

an der dänischen Grenze

Nachdem wir die deutsch-dänische Grenze erreicht haben, folgen wir der weißen 1 auf rotem Grund. So ist nämlich die Vestkystruten ausgeschildert, die sich mit dem Nordseeküstenradweg deckt.
Als hätte jemand den Schalter umgelegt, war er da, der Wind und der kommt natürlich direkt von vorne. Mit aller Kraft strampeln wir entlang von Wiesen, Feldern und Weiden und erreichen nach knapp 60 Kilometern Ribe, die älteste Stadt Dänemarks. Die gut erhaltene Altstadt mit dem Dom, schmale Kopfsteinpflastergassen, zahlreiche bunte Häuser und der  Hafen laden zu einem Stadtbummel ein.

Wir schwingen uns wieder auf die Räder und fahren weiter Richtung Norden. In Esbjerg nehmen wir die Fähre nach Fanø. Die Überfahrt dauert 12 Minuten und kostet dem Radfahrer knapp 9,- Euro (Hin- und Rückfahrt). Autofahrer müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Je nach Fahrzeuggröße kostet das Return-Ticket in der Saison zwischen 60 und 80 Euro.
Fanø befindet sich am nördlichen Ende des Nationalparks Wattenmeer und lässt sich bestens mit dem Rad erkunden. Zwischen allen Ortschaften gibt es gut ausgebaute Radwege und bei einer Ausdehnung von 16km Länge und 5km Breite (an der breitesten Stelle) sind die Entfernungen kurz. Wir legen hier den 1. längeren Stopp der Tour ein, denn auf Fanø gibt es jede Menge zu entdecken.

Im Süden der Insel liegt das schönste Dorf Dänemarks, Sønderho. Malerische Gassen mit reetgedeckten Seefahrerhäuschen, urgemütliche Restaurants und die alte Kirche laden zum Bummeln und Verweilen ein.

Während unserer Radtour entlang der schönen Strände Fanøs tanzen Hunderte bunter Drachen am blauen Himmel und bieten eine einzigartige Kulisse. Aufgrund der stabilen Windverhältnisse ist die Insel ein Eldorado für Drachenflieger. Jedes Jahr im Juni findet hier das internationale Drachenfestival statt.
Nach 4 Tagen auf dieser schönen Nordseeinsel bringt uns die Fähre wieder zurück aufs dänische Festland.

Sønderho, das schönste Dorf Dänemarks

Der Hafen von Ribe

Sonnenuntergang am Wattenmeer

Bunkerführung Houvig Strand

Hunderte Drachen  tanzen am blauen Himmel

Wattwanderung auf Fanø

Nördlich von Esbjerg legen wir einen kurzen Stopp an der Skulptur „Der Mensch am Meer“ ein und radeln weiter durch traumhafte Dünenlandschaften mit Heide und windgepeitschten Bäumen.
Über eine sehr schmale 30 Kilometer lange Landzunge radeln wir zwischen dem Ringkøbing Fjord und der Nordsee weiter Richtung Norden.
Während unserer Fahrt entlang der Westküste Dänemarks begegnen uns immer wieder Bunker. Sie sind die Überreste des Atlantikwalls, eines der größten Bauwerke des 20. Jahrhunderts. Aus Angst vor einer Invasion der Westalliierten vom Meer aus, errichtete die deutsche Wehrmacht zwischen 1942 und 1945 eine rund 3.000 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der Küsten Europas. Von Spanien bis nach Norwegen wurden weit über 10.000 Bunker gebaut. In Dänemark erinnern noch heute viele Bunker an dieses düstere Kapitel der Geschichte.
Beim  Rinkøbing Fjord Museum kannst du zu dieser Thematik eine sehr interessante und unterhaltsame Bunkertour buchen.

Auch hinter Houvig-Strand reißen die schönen Landschaften nicht ab. In Thorsminde lassen wir uns in der Alten Räucherei eine leckere Auswahl an frischen Fisch schmecken und machen uns gut gesättigt wieder auf den Weg. Das Meer immer im Blick, führt uns eine wunderschöne Strecke direkt über die Steilküste.

Einige Kilometer weiter nördlich mündet der Limfjord in die Nordsee und wir verlassen in Thyborøn mit der Fähre das dänische Festland. Auf der anderen Seite angekommen, wartet Dänemarks ältester Nationalpark Thy auf uns. Hier erstreckt sich eine weit ins Land hineinreichende Dünenlandschaft. Eine wirklich traumhafte Strecke.

Am Stenbjergs Landingsplatz und in Nørre Vorupør bietet sich ein ganz ungewohnter Anblick. Hier gibt es keine Häfen oder Anlegestellen, so dass die Boote nach alter Tradition mit Traktoren, Raupe oder Seilwinde ins Meer und wieder herausgezogen werden. Wer mag, kann den fangfrischen Fisch direkt vom Kutter kaufen.

Etwa 30 Kilometer hinter Hanstholm erreichen wir den einzigen Vogelfelsen Dänemarks. Hier am Bulbjerg beginnt auch die Jammerbucht, die sich rund 100 Kilometer weit bis nach Hirtshals erstreckt.
Zwischen den lebendigen Badeorten Blokhus und Løkken radeln wir bei traumhaftem Wetter am Strand entlang. Nach 20 Kilometern erreichen wir Løkken mit seinen charakteristischen Badehäusern. Hunderte solcher weißen Holzhäuser reihen sich hier kilometerlweit am Strand entlang.
Nur wenige Kilometer weiter erreichen wir einen der berühmtesten Leuchttürme Dänemarks. Rubjerg Knude Fyr wurde 1900 erbaut und liegt imposant auf einer der größten Wanderdünen Europas.

An der Nordpitze Jütlands besuchen wir die größte Wanderdüne Nordeuropas. Die Råbjerg Mile besteht aus 4 Millionen m³ Sand, das sind über 30 Millionen Badewannen voll. Seit ihrer Entstehung Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich die Düne bereits 4 Kilometer ins Landesinnere gegraben. Ein Ende ist nicht absehbar. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 Metern pro Jahr fräst sie sich immer weiter landeinwärts.
Der Spaziergang auf die 40 Meter hohe Düne ist teilweise recht anstrengend, aber das nimmt man hier alles sehr gerne in Kauf. Denn an diesem besonderen Ort kann man mitten in Dänemark ein bisschen Wüstenfeeling genießen.

Wir treten wieder kräftig in die Pedale und erreichen nur 20 Kilometer weiter den nördlichsten Punkt Dänemarks. In Grenen treffen Skagerrak (Nordsee) und Kattegat (Ostsee) aufeinander. Wir erleben dieses Spektakel am späten Abend bei sehr starkem Sturm. Wahrscheinlich sind wir nur deshalb an diesem sonst so überlaufenen Fotospot fast allein. Sandverwehungen, dunkle Wolken und die sich auftürmenden Wellen machen das „Erlebnis Grenen“ für uns perfekt.

Auf bekannter Strecke radeln wir von Grenen wieder ein paar Kilometer zurück und verlassen die Vestkystrute, die hier oben in Skagen endet. Für uns geht es nun auf dem dänischen Nationalradweg Nr. 5, der Østkystruten, weiter Richtung Fredrikshavn. Hier entspannen wir bei bestem Sommerwetter am Palmenstrand und genießen am Palmenstrandens Ishus ein total leckeres Softeis.

Zwischen Blokhus un Løkken

Leuchtturm Rubjerg Knude

Shelter in Grenen

Sonnenuntergang in der Jammerbucht

Stenbjerg Landingsplads

Wüstenfeeling an der Råbjerg Mile

Radeln durch traumhafte Dünenlandschaften

Sonnenuntergang am Blokhus Strand

Paraglider am Bovbjerg Fyr

Einmal quer durch Schweden

Von Frederikshavn in Dänemark bringt uns die Fähre weiter nach Göteborg. Die Überfahrt dauert 3,5 Stunden und kostet je nach Saison zwischen 30,-€ und 50,-€ (1 Person + Fahrrad). In der zweitgrößten Stadt Schwedens kommen wir auf super ausgebauten Radwegen ganz problemlos aus der Stadt.
Entlang von Wiesen und Feldern geht es auf ziemlich ruhigen Straßen weiter Richtung Vänern, dem größten See Schwedens. Nachdem wir an den ersten beiden Tagen bis Mitternacht einen geeigneten Zeltplatz suchen mussten, finden wir heute eine wunderschöne Hütte direkt am See.
Nach einer erholsamen Nacht, radeln wir am nächsten Morgen Richtung Mariestad. Das kleine Städtchen liegt wunderschön am Ostufer des Vänern und besitzt eine der besterhaltenen Altstädte Schwedens.

Zwischen den beiden größten Seen Schwedens liegt der Tiveden-Nationalpark. Der beherbergt eines der ältesten und wildesten Waldgebiete Südschwedens und ist trotz seiner kleinen Fläche von 13 km² äußerst abwechslungsreich. Es lohnt sich absolut, das Fahrrad hier mal stehen zu lassen und die wunderschönen Landschaften zu Fuß zu erkunden.

Dann erreichen wir den berühmten Götakanal. Der Götakanal ist eines der größten Bauprojekte, das jemals in Schweden realisiert wurde. Er erstreckt sich auf einer Länge von 190 Kilometern vom Vänern bis an die Ostsee. Der Kanal passiert 58 Schleusen, 50 Brücken und 5 Seen und überwindet einen Höhenunterschied von über 90 Metern. Von Borensberg radeln wir dann auf dem Göta-Kanal-Radweg bis nach Mem an der Ostsee.

Etwa 20 Kilometer weiter nördlich bringt uns eine kostenlose Fähre über den Bråviken. Über eine traumhafte Strecke radeln wir weiter Richtung Ostsee. Direkt an der Küste liegt das malerische Hafenstädtchen Trosa. In den gemütlichen Gassen reihen sich pastellfarbene Holzhäuschen, zahlreiche Läden, Restaurants und Cafés aneinander.

Nachdem wir das idyllische Örtchen ausgiebig erkundet haben, radeln wir weiter Richtung Norden und finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt am Strand. Im Meer waschen wir uns den Schweiß und Dreck der letzten Tage ab und genießen später beim Abendessen einen stimmungsvollen Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag klingelt der Wecker dann allerdings sehr früh, um 4:30 Uhr heißt es raus aus den Federn. Unsere Fähre fährt zwar erst 17 Uhr, aber bis Stockholm sind es auch noch 60 Kilometer. Also schnell frühstücken, packen und wieder rauf auf die Räder. Unser Plan geht auf, wir erreichen pünktlich die Hauptstadt Schwedens. Auch hier kommen wir wieder auf super ausgebauten Radwegen, getrennt vom Verkehr, ganz entspannt in die Altstadt.

Wir beziehen unsere Kabine und dann geht´s erst mal raus auf Deck. Während der Hafenausfahrt fahren wir durch den wunderschönen Schärengarten Stockholms. Sage und schreibe 30.000 Inselchen breiten sich vor den Toren der Hauptstadt Schwedens aus.
Fähre Stockholm – Mariehamn: 30€ – 50€ pro Person und Fahrrad / Dauer: ca. 7 Stunden

entlang des Götakanals

Sonnenuntergang am Höksjön

das charmante Städtchen Trosa

Sonnenuntergang an der Ostsee

Warten auf die Fähre

toller Zeltplatz direkt am Strand

die Bucht Bråviken

Outdoorleben

im Tiveden-Nationalpark

Åland-Inseln und Ostseeküstenradweg Finnland

Nach einer erholsamen Nacht erreichen wir pünktlich am nächsten Morgen Mariehamn, die Hauptstadt der Åland-Inseln. 6.700 Inseln und Schären bilden diesen besonderen Archipel zwischen Schweden und Finnland.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein gehörte die Inselgruppe zu Schweden. Nach der Unabhängigkeit Finnlands von Russland 1917 wurde Åland Finnland zugesprochen, aber die Bevölkerung fühlte sich kulturell und sprachlich Schweden viel näher. So erhielten die Inseln Autonomie und die Garantie, die schwedische Sprache und Kultur weiter pflegen zu dürfen. Und so spricht hier auch heute noch jeder Schwedisch, obwohl der Archipel finnisches Hoheitsgebiet ist.
Åland hat seine eigene Flagge, ein eigenes Parlament, eigene Wahlen, eigene Banken, ein eigenes Steuersystem, eigene Autokennzeichen und sogar eigene Briefmarken. Die Inseln sind autonom und entmilitarisiertes Gebiet.
Auf den Inseln scheinen die Uhren ein bisschen langsamer als anderswo zu ticken. Die Menschen sind extrem entspannt und freundlich. Zudem haben wir bestes Wetter erwischt und so erleben wir beim Inselhüpfen durch das Schärenparadies Entschleunigung pur.

Wir sind auf der nördlichen Route von Ålandstrafiken von Hummelsvik über Brändö, Korsö, Fiskö und Åva nach Osnäs gefahren.
Wer Zeit hat, sollte unbedingt etwas mehr Zeit auf Åland einplanen, denn die Inseln sind ein Paradies für Radfahrer. Es gibt nur wenig Verkehr, das Meer ist nie weit und die Fährüberfahrten sind für Radfahrer kostenlos.
Nur die Zeltplatzsuche gestaltete sich mit unserem Tunnelzelt auf dem harten Untergrund teilweise recht schwierig. Hier sind Kuppelzelte auf jeden Fall von Vorteil.

 

Ankunft in Mariehamn

6.700 Inseln und Schären bilden diesen einzigartigen Archipel

Auf den Åland-Inseln ist das Meer nie weit

In Ussikaupunki treffen wir auf den finnischen Ostseeküstenradweg. Je länger wir auf dem Weg unterwegs sind, desto öfter fragen wir uns, warum der eigentlich Ostseeküstenradweg heißt. Denn wir fahren eigentlich tagelang nur durch Wälder, die ab und zu von Wiesen und Feldern unterbrochen werden, aber vom Meer keine Spur. Um an die Ostsee zu gelangen, müssten wir immer wieder kleine Abstecher machen, die dann aber auch jedes Mal 5 bis 10 Kilometer zusätzlich bedeuten würden. Das überlegt man sich mit dem Fahrrad natürlich drei Mal. Aber ab und zu sind wir dann doch mal abgebogen, um wenigstens ein bisschen Ostseeküstenradweg-Feeling zu spüren.

Der südliche Abschnitt des finnischen Ostseeküstenradwegs war wirklich der Abschnitt unserer Tour, der uns am wenigsten gefallen hat. Das lag zum einen daran, dass die Route, entgegen unserer Vorstellung, nur sehr selten am Meer entlanggeführt hat. Und zum anderen war da noch die nervenaufreibende Schlafplatzsuche.
An der finnischen Ostseeküste haben wir zwar auch ab und zu sehr schöne Shelter oder Kotas gefunden, aber an den meisten Abenden haben wir bis Mitternacht einen geeigneten Schlafplatz gesucht. Die Ostseeküste ist sehr dicht besiedelt. Dazu kommen die unzähligen Ferienhäuser der Finnen, die sich wie Perlen einer Kette entlang der Küste aneinanderreihen. Dazwischen undurchdringlicher Wald. Also weit und breit wenig Fläche, um unser Nachtlager aufzubauen.
Zudem haben uns die Mücken das Leben an windstillen Tagen echt schwer gemacht. Wir mutierten hier innerhalb weniger Tage zu wandelnden Streuselkuchen. Leider hatten wir zu dieser Zeit noch nichts von der Geheimwaffe Thermacell gehört.
Die Route führt uns nur selten am Meer entlang, dafür aber durch zwei wunderschöne alte Städte. Rauma liegt zwischen Turku und Pori an der Südwestküste Finnlands. Sie ist die drittälteste Stadt des Landes. Die Altstadt mit etwa 600 Holzhäusern gilt als eine der am besten erhaltenen Altstädte Europas und ist UNESCO Weltkulturerbe.
Etwa 150 Kilometer weiter nördlich liegt Kristinestad. Entlang der Uferpromenade erstreckt sich das alte Stadtzentrum mit Holzhäusern aus dem 17. Jahrhundert. In nur wenigen Städten Finnlands ist der originale Stadtkern so gut erhalten wie hier.

Im nördlichen Teil des Ostseeküstenradweges gefällt uns die Landschaft dann deutlich besser als im Süden. Alles ist offener und die Route führt jetzt auch häufiger am Meer entlang. Es gibt kilometerlange Sandstrände und wunderschöne Buchten.
Im beliebten Badeort Kalajoki ist ordentlich Trubel. Wir genießen einen kurzen Blick auf den Strand und lassen das Getümmel schnell hinter uns.
Wir strampeln über Oulu weiter Richtung Norden bis nach Kemi.

idyllischer Zeltplatz 

das schöne Städtchen Rauma

die Strände von Kalajoki

Sonnenuntergang beim Kvarken-Archipel

auf der Suche nach einem Schlafplatz

eine der weinigen Kotas entlang der Strecke

Auf dem Eurovelo 11 bis Inari

Hier verlassen wir den Ostseeküstenradweg und folgen dem Eurovelo 11. Entlang von Wäldern, Wiesen, Feldern und dem Fluss Kemijoki radeln wir weiter in die Hauptstadt Finnisch Lapplands.
Rovaniemi liegt direkt am Polarkreis und gilt als offizielle Heimatstadt des Weihnachtsmannes. Aber der interessiert uns heutige herzlich wenig, denn wir werden magisch von einer ganz speziellen Linie angezogen. Nach gut 2 Monaten und 3.500 Kilometern im Sattel stehen wir tatsächlich mit unseren Rädern am Polarkreis. Ab hier beginnt das Land der Mitternachtssonne. Wir sind überglücklich und sehr zuversichtlich, dass wir es auch bis zum Nordkap schaffen können.

Zur Feier des Tages gönnen wir uns eine richtig schnuckelige Bude in Rovaniemi. Mit einem riesigen Fahrstuhl können wir unsere Fahrräder mitsamt Gepäck direkt in die Wohnung befördern, ein Träumchen. Jetzt sind erstmal 2 Tage Entspannung angesagt. Wir schlagen uns nämlich seit einigen Tagen mit einer Erkältung rum und unsere Körper brauchen dringend ein bisschen Ruhe. Nachdem unsere Akkus wieder etwas aufgeladen sind, packen wir unsere Räder und fahren weiter Richtung Inari.
Auf asphaltierter und teilweise recht stark befahrener Straße führt uns die Route recht unspektakulär in den hohen Norden Finnlands. Auch die Erkältung steckt uns immer noch in den Knochen, so dass wir uns die 350 Kilometer bis Inari wirklich quälen müssen. Wir brauchen dringend noch einmal ein paar Tage Erholung und mieten uns eine kleine Hütte direkt am Seeufer. Der Inari-See ist der drittgrößte See Finnlands und etwa doppelt so groß wie der Bodensee. Über 3.000 Inseln bilden ein unendliches Seenlabyrinth. Doch von alldem bekommen wir nicht wirklich viel mit, denn wir verschlafen die meiste Zeit des Tages. Immerhin können wir fast jeden Abend, direkt von der Hütte aus, eindrucksvolle Sonnenuntergänge genießen.

Der Polarkreis ist erreicht

unsere schnuckelige Bude in Rovaniemi

Blick von unserer kleinen Hütte am Inarisee

Von Inari zum Nordkap

Nach 4 Tagen geht es uns endlich wieder besser und wir schwingen uns mit Freude auf die Räder. Jetzt macht das Radeln wieder richtig Spaß. Auf der Straße herrscht kaum Verkehr, dafür sind Rentiere nun unsere ständigen Begleiter. Total entspannt radeln wir Richtung norwegische Grenze.

Bei Nuorgam erreichen wir den nördlichsten Ort Finnlands und der Europäischen Union. Von hier geht es in unser 5. Land nach Norwegen. Während die meisten Radler über Karasjok oder Alta zum Nordkap fahren, haben wir uns für eine komplett andere Route entschieden.
Wir fahren jetzt nämlich erstmal auf die Varanger-Halbinsel. Der äußerste Nordosten Norwegens begrüßt uns mit ordentlichem Wind und sehr durchwachsenem Wetter. Aber die Landschaften hier sind bei jedem Wetter und jeder Lichtstimmung einfach überwältigend.
Die 160 Kilometer lange Landschaftsroute führt uns entlang von Birkenwäldchen, kargen Felsenlandschaften, traumhaften Sandstränden, kleinen beschaulichen Örtchen und Hafenstädtchen.

Dann erreichen wir den Vardø-Tunnel. Der ist knapp 3 Kilometer lang und war der erste norwegische Unterwassertunnel. Sein tiefster Punkt liegt knapp 90 Meter unter der Wasseroberfläche und so geht es erst einmal rasant bergab. Der Tunnel führt durch die Barentssee, deren Wassertemperaturen sich auch im Sommer im einstelligen Bereich bewegen. Dementsprechend kalt ist es im Tunnel und wir werden sofort nach der Einfahrt schockgefrostet. Aber noch viel schlimmer als die kalten Temperaturen ist der Lärm. Jedes Mal, wenn ein Auto in den Tunnel fährt, haben wir das Gefühl auf dem Rollfeld eines Flughafens zu stehen. Wir hatten ja keine Ahnung, welche Geräuschkulisse in so einem Tunnel herrscht. Nachdem wir den tiefsten Punkt erreicht haben, können wir uns bei einer Steigung von 8% wieder etwas warm strampeln. Dann sehen wir wieder Licht am Ende des Tunnels und erreichen Vardø, die östlichste Stadt Norwegens.

Vardø ist gleichzeitig die älteste Stadt Nordnorwegens und die einzige Stadt des Landes, der in der arktischen Klimazone liegt. Doch an dem 2.000-Seelendorf nagt der Zahn der Zeit. Der Fischfang ist nicht mehr so einträglich, wie noch vor Jahren. Viel mehr Jobperspektiven gibt es hier allerdings nicht, so dass die jüngere Bevölkerung immer mehr abwandert und viele Häuser leer stehen.
Trotzdem gibt es rund um den Ort so Einiges zu Entdecken. Etwas beklemmend ist der Besuch des Hexenmahnmals. Die mittelalterliche Hexenverbrennung hat auch vor Vardø nicht Halt gemacht. Das Steilneset Memorial wurde zum Gedenken an die 91 Opfer errichtet, die im 17. Jahrhundert der Hexerei angeklagt waren und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Über eine Schotterpiste entlang der Westküste der Halbinsel gelangen wir zur riesigen Holzskulptur „Drakkar“. Das Kunstwerk ist eine Mischung aus einem verfallenen Wikingerschiff, Dinosaurierskelett und Wal und soll den Fischern den Weg nach Hausen weisen.

Unser nächstes Ziel ist die vorgelagerte Insel Hornøya. Nach einer 10minütigen Überfahrt erreichen wir das östlichste Naturschutzgebiet Norwegens. Auf der kleinen Insel lebt eine der größten Seevogelkolonien des Landes. Über 40.000 Vogelpaare leben hier. Es ist erstaunlich, wie nah wir hier Trottellummen, Krähenscharben, Papageitauchern und Co. kommen können. Teilweise laufen wir nur wenige Zentimeter an den Brutplätzen vorbei, ohne dass sich die Vögel gestört fühlen. Ein Wahnsinns-Erlebnis!

Nuorgam, der nördlichste Punkt der EU

Drakkar-Leviathan Skulptur bei Vardø

Papageitaucher auf Hornøya 

der Hafen von Vardø

auf der Varanger-Halbinsel

auf der Varanger-Halbinsel

Am nächsten Tag soll es mit dem Schiff weitergehen. Auf der Postschiffroute möchten wir von Vardø nach Honningsvag fahren. Das hatten wir von Anfang an so geplant, um uns die Fahrt durch den knapp 7km langen Nordkaptunnel zu ersparen. Aber der Wind macht mal wieder Probleme. Während wir auf die Havila warten, teilt uns ein Hafenarbeiter mit, dass es wegen Wind und Wellen evtl. Probleme mit dem Anlegen geben könnte. Und tatsächlich dreht die Havila kurz vor der Hafeneinfahrt ab und lässt uns einfach im Hafen sitzen. Wir erhalten einen Anruf von der Brücke. Man teilt uns mit, dass ein Anlegen bei den Bedingungen unmöglich ist. Wir sind total bedient und können dem Schiff nur bedröppelt hinterhergucken.

Beim 2. Versuch am nächsten Tag klappt alles problemlos. Bei bestem Wetter fahren wir aus dem Hafen von Vardø. Etwas später ist es dann allerdings vorbei mit der Ruhe. Auf offener See wird das Schiff von meterhohen Wellen durchgeschüttelt. Steffen schafft es gerade noch rechtzeitig auf die Kabine und betrachtet die Kloschüssel einige Male von innen. Auch mir geht es hundeelend. Wir sind heilfroh, als wir nach 13 Stunden in Honningsvåg ankommen. Aber auch nachdem wir von Bord gegangen sind, dreht sich immer noch alles um uns herum.
Nach 3 Stunden fühlen wir uns endlich in der Lage loszuradeln. Doch der starke Sturm macht uns mal wieder das Leben schwer. Die 8 Kilometer lange Fahrt zum Campingplatz wird zu einem wahren Kraftakt. An manchen Passagen werden wir vom Sturm fast umgeschmissen, so dass wir über mehrere Kilometer nur noch schieben können. Wenigstens entschädigen uns die beeindruckenden Landschaften zwischendurch immer wieder für all die Strapazen. Ziemlich erschöpft beziehen wir eine kleine Hütte auf dem Campingplatz, denn an eine Fahrt zum Nordkap ist bei diesen Bedingungen nicht zu denken.

Aber für die kommende Nacht wird sehr wenig Wind vorhergesagt. Das ist unsere Chance. Der Wecker klingelt bereits um 1 Uhr und um 2:30 Uhr starten wir unsere „Mission Nordkap“. Bei Temperaturen um die Null Grad nehmen wir die restlichen 28 Kilometer in Angriff. Im Dämmerlicht strampeln wir uns ganz einsam Meter um Meter nach oben. Und es geht tatsächlich kein Lüftchen. Dann kriechen die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel und tauchen die umliegende Landschaft in ein malerisches Licht. Trotzdem zieht sich die Strecke extrem. Die starken und langen Anstiege mit knapp 10% Steigung fordern mit den voll bepackten Rädern unsere ganze Kraft. Dann dieses Schild, noch 500 Meter bis zum Nordkap. In diesem Augenblick sind die schweren Beine und alle Strapazen vergessen. Völlig beflügelt kurbeln wir die letzten Meter zum Ziel unserer Träume.

Kurz nach 6 Uhr haben wir es geschafft und befahren den nördlichsten, auf der Straße erreichbaren Punkt Europas. Nach 85 Reisetagen, über 4.500 Kilometern und knapp 21.000 Höhenmetern, stehen wir tatsächlich am Globusmonument am Nordkap, was für ein magischer Moment. Wir sind so glücklich und stolz. Viel Zeit zum Genießen bleibt uns allerdings nicht, denn wir möchten natürlich noch ein paar schöne Fotos von diesem unvergesslichen Moment schießen, bevor die Touristenmassen kommen.
Also schnell die Räder abpacken, hochtragen und am Globusmonument wieder bepacken. Kamera einstellen, Selbstauslöser drücken, zum Globusmonument rennen, Arme hochreißen, wieder zurück zur Kamera, Selbstauslöser drücken, zum Monument rennen, Küssen.
Irgendwann haben wir dann alle Aufnahmen im Kasten und können in der Nordkaphalle erst einmal frühstücken und ein bisschen entspannen. Ich hatte ja eigentlich auf eine frische, leckere warme Waffel als Belohnung spekuliert, aber das Café hat die Saison leider schon beendet. Also gibt´s Frühstück aus den Fahrradtaschen und Brötchen mit Nutella und Marmelade sind schließlich auch nicht zu unterschätzen.

Am nächsten Morgen geht es an die Ostseite der Insel Magerøya. Heute bläst der Wind schon wieder so stark, dass wir streckenweise schieben müssen. Unser Ziel ist das malerische Fischerdorf Kamøyvær. Zwischen grasenden Rentieren und farbenfrohen Holzhäusern fühlen wir uns ein bisschen wie am Ende der Welt.
Wir sind hier mit der deutschen Auswanderin Eva Schmutterer verabredet, die seit 20 Jahren die eindrucksvolle Galerie „East of the Sun“ betreibt. Am heimischen Küchentisch gestartet, kommen im Schnitt 25.000 Leute pro Jahr in Evas Galerie. Eine stolze Besucherzahl für dieses abgeschiedene Fleckchen Erde. In ihren farbgewaltigen Collagen fängt Eva ihre faszinierenden Begegnungen mit Natur, Mensch und Tier im hohen Norden ein.

Ankunft in Honningsvåg

auf dem Weg zum Nordkap

das Fischerdorf Skarsvåg

am Ziel unserer Träume

nur noch 13 Kilometer…

Kamøyvær auf der Insel Magerøya

wenige Kilometer vor dem Nordkap

 die Galerie „East of the Sun“

auf dem Weg zum Nordkap

Vom Nordkap nach Oslo

Von Evas Galerie radeln wir wieder zurück auf den Campingplatz und am nächsten Morgen geht es mit dem Schiff weiter zu unserer nächsten Station. Wir stehen bereits um 5:30 Uhr am Hafen von Honningsvåg.
Am nächsten Tag legen wir in Stokmarknes auf den Vesteralen an. Eine Fähre bringt uns später auf die östlichste Insel der Lofoten. Obwohl das Wetter nicht das Beste ist, macht das Fahren im Norden der Insel Austvågøya richtig Spaß. Abseits der E10 radeln wir auf extrem ruhigen Straßen durch beeindruckende Landschaften.
Am nächsten Tag wird das Wetter immer besser, aber leider nimmt der Verkehr auf der E10 deutlich zu. Zunächst können wir noch einen Radweg nutzen. Später müssen wir uns die teilweise schmalen Straßen allerdings mit unzähligen Autos und Wohnmobilen teilen, die manchmal nur Zentimeter entfernt an uns vorbeirauschen. Da wir immer wieder in den Rückspiegel schauen, können wir die grandiosen Landschaften gar nicht so richtig genießen. Es ist echt der Wahnsinn, was hier Ende August noch los ist.

Wenn man mit dem Rad auf den Lofoten unterwegs ist, sind Tunnel auf jeden Fall ein Thema. Während wir einige auf schönen Nebenstrecken umfahren können, müssen wir durch andere leider durch. Am schlimmsten war die Durchfahrt durch den Nappstraumtunnel. Der ist sehr stark frequentiert und beim Fahren auf dem schmalen Fußweg müssen wir uns ordentlich konzentrieren. Wenn einem dann noch Radler entgegenkommen, wird es richtig eng und ungemütlich.
Wir schieben die Räder auf den letzten Metern und sind heilfroh, als wir den Tunnelausgang erreichen. Kurz vor Ramberg erreichen wir das Lofoten Beach Camp. Obwohl hier ordentlich Trubel herrscht, ergattern wir einen Zeltplatz direkt am Strand und genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Meer.

Am nächsten Tag legen wir einen kurzen Stopp am traumhaften Strand von Ramberg ein und radeln bei bestem Wetter weiter Richtung Moskenes. Auch heute reißen die spektakulären Landschaften nicht ab. Als wir auf dem Campingplatz ankommen, trifft uns allerdings fast der Schlag. Egal ob Zeltplatz oder Wohnmobilstellplatz, hier ist wirklich fast jeder Zentimeter belegt. Aber auch wenn die Touristenmassen das Erlebnis Lofoten ein bisschen trüben, bietet die Inselkette ohne Frage eine der beeindruckendsten Landschaften im hohen Norden.

Sonnenuntergang am Haukland Beach

Karibikfeeling am Strand von Ramberg

unterwegs auf den Lofoten

Mit der Fähre geht es am nächsten Tag nach Bodø und von hier fahren wir noch einmal auf der legendären Postschiffroute Richtung Trondheim.
Als wir am Sonntagmorgen in Trondheim ankommen, scheint die drittgrößte Stadt Norwegens noch zu schlafen. Wir fahren erstmal Richtung Altstadt. Die alte Stadtbrücke bietet eine tolle Aussicht auf die farbenfrohen Speicherhäuser der Stadt. An der Mündung des Nidelvs gab es schon in fühester Zeit Speicher- und Lagerhäuser. Die Trondheimer Bevölkerung handelte hier mit Waren aus nah und fern.
Im Stadtviertel Bakklandet reihen sich zahlreiche bunte Häuschen entlang schmaler Kopfsteinpflastergassen aneinander. Wir landen hier mal wieder einen echten Volltreffer. Genau heute ist Stadtteilfest und an vielen Ecken werden kostenlose Leckereien angeboten. Für uns immer hungrigen Radfahrer also ein echtes Schlaraffenland. Gut gesättigt schwingen wir uns wieder auf die Räder und legen noch einen kurzen Stopp am berühmten Nidaros-Dom ein. Die Kathedrale ist das größte mittelalterliche Bauwerk Skandinaviens und das Wahrzeichen der Stadt.

Wir verlassen Trondheim und fahren Richtung Røros. Da manche Teilabschnitte stark befahren sind, weichen wir regelmäßig auf Nebenstrecken aus. Und die verlangen uns so einiges ab. Meist geht es über Schotter ordentlich hoch und runter. Dann wird der Weg auch noch durch umgestürzte Bäume blockiert. 3 Baumstämme versperren uns auf einer Länge von etwa 300 Metern den Weg. Wir bekommen die schweren Räder leider nicht drüber gehoben und so heißt es erst einmal alles abpacken, Räder rüber tragen und Taschen wieder aufladen. Da kommt so richtig Freude auf.

Es ist bereits Anfang September, als wir Norwegens einzige Bergstadt erreichen. Røros ist eine der ältesten Holzstädte Europas und UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt entstand Mitte des 17. Jahrhunderts, nachdem die ersten Kupfervorkommen in der Region entdeckt wurden. In den Folgejahren entwickelte sich Røros zu einer der wichtigsten Bergbaustädte Norwegens. Bis in die 1970er Jahre hinein wurde hier Kupfererz abgebaut, was das Aussehen der Stadt deutlich geprägt hat.
Røros liegt auf über 600 Metern Höhe und ist mit einem Temperaturrekord von minus 50,4 Grad einer der kältesten Orte Norwegens.

Wir haben auf der Weiterfahrt aber erstmal angenehme Temperaturen und bestes Wetter. Auf Nebenstraßen geht es auf Schotter immer wieder hoch und runter. Die Anstrengungen nehmen wir aber gerne in Kauf, da wir so die stark befahrenen Straßen meiden können.

In den nächsten Tagen schlägt dann das Wetter um. Obwohl es ohne Unterbrechung regnet, haben wir tatsächlich das erste Mal während der gesamten Tour Trinkwassermangel. Auf der Karte waren mehrere Flüsse eingezeichnet, so dass wir unseren Wassersack diesmal nicht aufgefüllt haben. Die Zugänge sind aber so steil, dass wir einfach nicht ans Wasser gelangen. Wir klingeln an 3 Häusern, aber keiner macht auf.
Wir sind schon leicht verzweifelt, als wir am Straßenrand endlich einen kleinen Bach entdecken. Also Wasserfilter raus und nun heißt es pumpen, was das Zeug hält. Nachdem wir wieder genügend Wasser aufgetankt haben, finden wir etwas abseits der Straße wir einen schönen Zeltplatz im Wald.

In den nächsten Tagen radeln wir entlang von Wiesen, Weiden und Feldern weiter Richtung Oslo. Am Campingplatz angekommen, lassen wir unsere Räder stehen und erkunden die Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß.
Im Ballungsraum Oslo leben 1,9 Mio. Menschen, knapp ein Drittel der gesamten norwegischen Bevölkerung. Trotzdem empfinden wir Oslo als relativ beschaulich. In einer der grünsten Hauptstädte Europas kommen Naturliebhaber und Kulturbegeisterte gleichermaßen auf ihre Kosten.

Am nächsten Morgen geht´s auf die Fähre Richtung Kopenhagen. Während der Hafenausfahrt schippern wir ganz entspannt durch den wunderschönen Schärengarten Oslos.

die alte Stadtbrücke von Trondheim

entlang von Wäldern, Wiesen und Feldern

das Osloer Opernhaus

die Bergstadt Røros

wilder Zeltplatz auf dem Weg nach Oslo

auf dem Weg nach Oslo

Von Kopenhagen nach Waltershausen

Nach einer 18stündigen Überfahrt kommen wir in der Hauptstadt Dänemarks an. Nur wenige Kilometer vom Hafen entfernt, legen wir einen kurzen Stopp bei der kleinen Meerjungfrau ein. Die Bronzefigur an der Uferpromenade gilt als Wahrzeichen der Stadt.
Vorbei am schönen Gefionbrunnen radeln wir weiter zur größten Attraktion Kopenhagens. Hier tummeln sich so viele Menschen, dass erst einmal Schieben angesagt ist. Nyhavn ist das wohl bunteste Fleckchen in Kopenhagen und eines der beliebtesten Fotomotive. Die Fassade des neuen Hafens und die Wasserkulisse sind tatsächlich eine echte Augenweide. Uns ist hier trotzdem zu viel Trubel und so lassen wir die Stadt schnell hinter uns.

Auf dem Fernradweg Kopenhagen-Berlin radeln wir aus der Stadt. Am nächsten Tag wartet eine UNESCO Welterbestätte auf uns, die 16 Kilometer lange Steilküste von Stevns Klint. Die beeindruckende Klippe stürzt aus nahezu 41 Metern nahezu senkrecht ins türkisfarbene Meer. 
Etwa 100 Kilometer weiter südlich wartet schon das nächste landschaftliche Highlight auf uns. Doch vorher ist erstmal kräftig schwitzen angesagt. Die Strecken sind nämlich so steil, dass Radfahren teilweise unmöglich ist. Und so heißt es wieder einmal schieben. Aber Møns Klint entschädigt uns für alle Strapazen. Auf einem wunderschönen Wanderweg genießen wir die beeindruckenden Landschaften rund um die höchsten Klippen Dänemarks.

In den nächsten Tagen ist wieder ordentlich Gegenwind angesagt und so kostet das Vorankommen auch ohne große Steigungen ordentlich Kraft. Eine kleine Fähre bringt uns auf die Ostseeinsel Falster. Hier führt uns eine wunderschöne Strecke immer am Meer entlang. Am Hafen von Gedser genießen wir ein letztes Mal das dänische Shelternetz, bevor es am nächsten Morgen mit der Fähre weiter nach Rostock geht.

Nyhavn in Kopenhagen

die Steilküste Stevns Klint

Shelter am Hafen von Gedser

Deutschland begrüßt uns erstmal mit absolutem Mistwetter. Wir hoffen noch, dass wir den dunklen Wolken entfliehen können. Doch so schnell wir auch radeln, irgendwann hat uns das Unwetter eingeholt. Aus Regen wird Hagel und dann ziehen auch noch Gewitter auf. Gewitter sind für uns wirklich das Schlimmste, wenn wir draußen ohne Schutz unterwegs sind. Wir suchen uns schnell ein Plätzchen außerhalb vom Wald und hocken uns mit geschlossenen Füßen einige Meter voneinander entfernt auf ein Feld. Es dauert leider eine dreiviertel Stunde, bis sich das Gewitter verzogen hat. Aber am nächsten Morgen scheint schon wieder die Sonne.
Wir folgen dem Fernradweg Kopenhagen-Berlin weiter Richtung Müritz und von hier geht´s dann entlang von Elbe, Saale und der Thüringer Städtekette die letzten 500 Kilometer zurück nach Hause.

Auf dem Marktplatz in Waltershausen werden wir herzlich von Familie und Freunden empfangen. Nach zahlreichen Umarmungen gibt es dann auch noch Bratwurst, Kuchen, Sekt und Bier. Was für ein toller Moment.
Während wir hier auf unseren 2 Stühlchen sitzen, können wir es selbst noch gar nicht so richtig glauben, was für eine Wahnsinns-Tour da hinter uns liegt.
Vor 4 Monaten sind wir an genau dieser Stelle aufgebrochen, um zum Nordkap und zurückzuradeln. Mit reiner Muskelkraft und über 60kg Gepäck, sind wir 6.700 Kilometer durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen geradelt und haben dabei über 34.000 Höhenmeter überwunden.

Wir mussten auf der Tour zwar so einige Herausforderungen meistern und es gab auch wirklich anstrengende, harte und sehr schwierige Tage. Aber auf der anderen Seite hatten wir unterwegs so viele schöne Momente, Erlebnisse und Begegnungen. Und genau das macht solch eine Reise aus und genau das kann uns auch keiner mehr nehmen. Diese Tour wird mit all ihren Höhen und Tiefen für immer in unseren Köpfen und Herzen bleiben.

Deutschland gegrüßt uns mit absolutem Mistwetter

eine der vielen Burgen entlang des Saale-Radweges

aud dem Elberadweg

mystische Wolkenstimmung

unterwegs in Meck-Pomm

idyllischer Zeltplatz

Statistik

Wir haben unsere Tagesetappen mit Komoot geplant. Hier ist allerdings etwas Aufmerksamkeit gefordert, da die automatisch geplante Route an einigen Abschnitten angepasst werden muss.
Um das Handyakku zu schonen, haben wir die so geplante Route anschließend auf unser Wahoo übertragen. Besonders gut gefallen hat uns am Wahoo die wahnsinnig schnelle Neuberechnung der Route, wenn wir von der geplanten Strecke abgewichen sind.

Übernachtungspätze / Shelter / Campingplätze

Deutschland

Entlang der Route gibt es zahlreiche Campingplätze mit unterschiedlichstem Komfort und Preisen. Wir haben in Deutschland zwischen 15,-€ und 30,-€ für uns (2 Personen + Zelt) bezahlt.
Wir haben aber auch einige Male in der Natur gezeltet, natürlich immer abseits der Zivilisation und nie in Naturschutzgebieten.
Nach dem Motto „Leave No Trace“ hinterlassen wir die Plätze selbstverständlich immer so, als wären wir nie da gewesen.


Dänemark

Entlang der Route gibt es Hotels, Pensionen und gut ausgestatte Campingplätze, auf denen man teilweise auch kleine Hütten mieten kann, falls es mal wieder richtig dicke vom Himmel kommt. Allerdings sind selbst die Campingplätze oft ziemlich teuer. Je nach Lage haben wir in der Vorsaison für 2 Personen mit Zelt zwischen 20 und 40 Euro bezahlt.

Alternativ bietet Dänemark ein hervorragendes Netz an „legalen“ Übernachtungsplätzen. Denn auch wenn Wildcampen in Dänemark nicht erlaubt ist (Bußgelder können bis zu 500€ betragen), gibt es geniale Möglichkeiten, sein Nachtlager in der Natur aufzuschlagen.

Zum einen gibt es Zelt- und Naturlagerplätze in Waldgebieten. Die sind teilweise kostenpflichtig (etwa 2-5€ pro Nacht) und du darfst hier für maximal 2 Nächte dein Zelt aufschlagen. Die Plätze können vorab gebucht werden und es gibt meistens Trinkwasser, eine einfache Toilette und manchmal auch eine Schutzhütte.
Auf dieser Karte bekommst du einen Überblick über die verschiedenen Übernachtungsplätze.

Aber wir waren besonders fasziniert von den vielen Shelterplätzen. Tausende Schutzhütten liegen über das ganze Land verteilt. Das Übernachten ist meistens kostenlos, nur einige Shelter sind kostenpflichtig. Wir haben allerdings nie mehr als 6€ pro Person und Nacht bezahlt. Der Aufenthalt ist auch hier in der Regel auf 2 Nächte beschränkt.
In der entsprechenden Shelter App kannst du sehen, wo sich die Plätze befinden und ob es auch erlaubt ist, ein Zelt aufzuschlagen. Die App zeigt auch, ob die jeweiligen Plätze online buchbar sind, wie sie ausgestattet sind und ob es Trinkwasser, Toilette etc. gibt.
Außerdem findest du hier GPS-Koordinaten für die Navigation.

Die Schutzhütten waren fast immer sehr sauber und in einem wirklich guten Zustand, so dass wir die Nächte hier wirklich genossen haben. Es versteht sich von selbst, dass wir die Plätze mindestens genauso ordentlich hinterlassen haben, wie wir sie vorgefunden haben. Schließlich sollen noch viele Radfahrer nach uns, genauso viel Freude an diesen genialen Übernachtungsplätzen haben.

Schweden

Dank dem Jedermannsrecht ist Wildcampen in Schweden kein Problem. Allerdings gibt es auch hier einige Regeln zu beachten.

– Der Zeltplatz sollte sich nicht in der Nähe von Häusern befinden.
– Nicht mehr als 2 Nächte an einem Ort zelten.
– Größere Gruppen müssen vor dem Zelten die Erlaubnis des Grundbesitzers einholen.
– Bei Sportplätzen, in Nationalparks und in Naturschutzgebieten ist Zelten normalerweise nicht erlaubt, aber es gibt Ausnahmen. Beachte die Infotafeln vor Ort.
– Das Jedermannsrecht gilt nicht für motorisierte Fahrzeuge wie z.B. Wohnmobile.
– Leave No Trace

Da die Regionen rund um die großen Städte und entlang des Götakanals ziemlich dicht besiedelt sind, gestaltete sich die Schlafplatzsuche hier ziemlich schwierig. Wir haben teilweise bis Mitternacht geeignete Zeltplätze gesucht, sind aber immer fündig geworden.
In anderen Regionen, vor allem weiter nördlich, gestaltet sich die Schlafplatzsuche deutlich einfacher.
Alternativ gibt es in Schweden zahlreiche öffentliche Campingplätze. Für 2 Personen + Zelt bezahlt man zwischen 20,-€ und 30,-€. Auf vielen Campingplätzen kann man auch kleine Hütten mieten, die je nach Größe, Region und Saison zwischen 40,-€ und 80,-€ kosten. Die Hütten sind in der Regel recht einfach ausgestattet, aber es ist alles da, was man zum Glücklichsein braucht. In der Regel gibt es Stockbetten, Tisch und Sitzgelegenheiten, einen Kühlschrank, Kochgelegenheit und eine Grundausstattung an Geschirr. Manchmal gibt es auch fließendes Wasser, aber meistens muss man sich das im Eimer oder Kanister im Küchenbereich besorgen. Toiletten und Duschen gibt es im Sanitärtrakt des Campingplatzes.

Außerdem gibt es in Schweden zahlreiche Shelter, in denen man kostenlos übernachten kann. Auf der Internetseite vindskyddskartan.se findest du alle Standorte samt Informationen. Die entsprechende App ist kostenpflichtig und kostet für einen Monat 1,99€ oder 5,49€ im Jahr.

 

Finnland

In Finnland gilt ebenfalls das Jedermannsrecht, wodurch das Wildcampen fast überall erlaubt ist. Achte auch hier darauf, dass du nicht zu nah an Häusern oder bewohnten Hütten zeltest. In Nationalparks sind die Bereiche, in denen eine Übernachtung gestattet ist, klar markiert. Nutze zum Feuermachen nur entsprechend eingerichtete Feuerstellen und beachte die entsprechenden Verbotszeiten. Verlasse deinen Lagerplatz ordentlich und sauber.

Trotz des Jedermannsrechtes hatten wir besonders im südlichen Bereich des finnischen Ostseeküstenradweges große Probleme wilde Zeltplätze zu finden. An den meisten Abenden haben wir bis Mitternacht einen geeigneten Schlafplatz gesucht, denn die Ostseeküste ist sehr dicht besiedelt. Dazu kommen die unzähligen Ferienhäuser der Finnen, die sich wie Perlen einer Kette entlang der Küste aneinanderreihen. Dazwischen undurchdringlicher Wald. Also weit und breit wenig Fläche, um unser Nachtlager aufzubauen.
Ab und zu haben wir aber auch schöne Shelter oder Kotas entlang der Küste gefunden, denn auch in Finnland gibt es zahlreiche Unterstände und Wildnishütten. Die meisten von ihnen sind kostenlos und für jedermann zugänglich. Auf unserer Tour lagen die Plätze aber häufig zu weit entfernt vom Radweg oder kamen einfach zur falschen Zeit.
Auf der Internetseite tulikartta.fi findest du alle Standorte inklusive Feuerstellen.

Abseits des Ostseeküstenradweges war es dann deutlich leichter, wilde Zeltplätze zu finden. Je nördlicher wir kamen, desto einfacher wurde es. In Lappland gibt es viel Platz und wenig Menschen. Da macht das Outdoorleben richtig Spaß.

Alternativ gibt es in Finnland zahlreiche öffentliche Campingplätze. Für 2 Personen + Zelt bezahlt man zwischen 20,-€ und 30,-€. Auf vielen Campingplätzen kann man auch kleine Hütten mieten, die je nach Größe, Region und Saison zwischen 40,-€ und 80,-€ kosten. Die Hütten sind in der Regel recht einfach ausgestattet, aber es ist alles da, was man zum Glücklichsein braucht. In der Regel gibt es Stockbetten, Tisch und Sitzgelegenheiten, einen Kühlschrank, Kochgelegenheit und eine Grundausstattung an Geschirr. Manchmal gibt es auch fließendes Wasser, aber meistens muss man sich das im Eimer oder Kanister im Küchenbereich besorgen. Toiletten und Duschen gibt es im Sanitärtrakt des Campingplatzes.

Norwegen

Auch in Norwegen gilt das Jedermannsrecht und auch hier gibt es einige Regeln:
keine Zelte in der Nähe von bewohnten Häusern oder Hütten aufstellen (Mindestabstand: 150m)
– Nicht mehr als 2 Nächte an einem Ort zelten
– Keine Vögel oder andere Tiere stören
– nur eingerichtete Feuerplätze benutzen, Lagerfeuerverbote beachten

Aufgrund der vielen Touristen ist die Lage, was das Wildcampen betrifft, in manchen Regionen etwas angespannt. Wir haben von verschiedenen Radfahrern gehört, dass sie ihr Zelt wieder abbauen mussten, da sie ihr Nachtlager zu nah an einem Wohnhaus aufgeschlagen hatten. Also besser etwas mehr Abstand halten.

Auf den Lofoten haben wir bis auf eine Nacht auf öffentlichen Campingplätzen geschlafen. Auf den wenigen geeigneten wilden Plätzen war für unseren Geschmack einfach zu viel los.
Auch an der norwegischen Küste ist es gar nicht so einfach, ein geeignetes Plätzchen zum Übernachten zu finden. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite ragen die Felsen oft steil empor. Im Landesinneren wird das dann wieder deutlich einfacher.

Norwegen verfügt über eines der größten Wildnishüttensysteme der Welt. Mehr als 1.000 offizielle Einrichtungen werden vom norwegischen Wanderverband (DNT) und anderen Initiativen betrieben. Die Nutzung der Hütten ist allerdings meistens kostenpflichtig. Manche sind sogar verschlossen und können nur mit einem Spezialschlüssel geöffnet werden, den jedes DNT-Mitglied erhält. Allerdings betreibt der DNT gemeinsam mit anderen Vereinen auch eine Reihe von Schutzhütten, die für jedermann zugänglich und kostenlos sind. Das gesamte Angebot von DNT findest du auf der Webseite ut.no. Wenn du bei der Suche „Gapahuk“ (der norwegische Begriff für Shelter) eingibst, werden dir die Shelterplätze im gesamten Land angezeigt.

Auch in Norwegen gibt es  zahlreiche öffentliche Campingplätze. Für 2 Personen + Zelt bezahlt man zwischen 20,-€ und 30,-€. Auf vielen Campingplätzen kann man auch kleine Hütten mieten, die je nach Größe, Region und Saison zwischen 40,-€ und 80,-€ kosten. Die Hütten sind in der Regel recht einfach ausgestattet, aber es ist alles da, was man zum Glücklichsein braucht. In der Regel gibt es Stockbetten, Tisch und Sitzgelegenheiten, einen Kühlschrank, Kochgelegenheit und eine Grundausstattung an Geschirr. Manchmal gibt es auch fließendes Wasser, aber meistens muss man sich das im Eimer oder Kanister im Küchenbereich besorgen. Toiletten und Duschen gibt es im Sanitärtrakt des Campingplatzes.

Mücken

Mücken sind natürlich immer ein Thema, wenn man in Skandinavien unterwegs. Da man den kleinen Plagegeistern als Radfahrer besonders ausgesetzt ist, möchten wir das Thema hier noch einmal kurz vertiefen.

Wie viele Mücken durch die Lüfte schwirren, hängt sehr stark davon ab, zu welcher Zeit und in welchen Regionen du unterwegs bist.
Während man in Frühjahr und Herbst noch relativ verschont bleibt, haben die Mücken, egal ob normale Mücken oder Kriebelmücken, von Ende Juni bis Ende August Hochsaison.
Tendenziell kann man sagen, je weiter nördlich du unterwegs bist, desto größer wird die Mückenplage.

An der norwegischen Küste wirst du deutlich weniger Mücken haben, als im Landesinneren, in Lappland oder an den großen Seen der Länder. Aber wehe dem, es ist mal windstill an der Küste. Dann wirst du von den Kriebelmücken (Knots auf norwegisch) ausgesaugt. Wir fanden Kriebelmücken wesentlich lästiger als normale Mücken. Die sind nämlich so winzig, dass sie auch die kleinste Öffnung finden, um dich zu beißen.
Auch in Dänemark waren die Kriebelmücken an manchen Tagen eine echte Plage. Sonst sind Mücken in Dänemark aber kein allzu großes Thema.
Obwohl die Plagegeister in Lappland eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit präsent waren, sind sie in der Regel während der Dämmerung am aktivsten.

Aber keine Angst, man ist im hohen Norden nicht permanent einer Mückenplage ausgesetzt. An manchen Tagen ist es mehr an anderen Tagen weniger schlimm. Wenn Wind geht (und das ist ja nicht selten in Skandinavien), hast du überall deine Ruhe.
Außerdem kannst du dich auch ganz gut vor Mückenstichen schützen. Trage, wenn möglich, abends am Zelt lange Kleidung. Sprühe freie Hautstellen mit Mückenschutzmittel ein. Mygga und OFF sind bewährte Mückenmittel im hohen Norden, aber auch unser Autan hilft ganz gut. Am besten verwendest du ein Mittel, dass gleichzeitig gegen Zecken wirkt, denn die gibt es vor allen in den südlichen Regionen von Norwegen, Schweden und Finnland. Ein engmaschiges Kopfnetz ist auch immer sehr praktisch, außer beim Essen. wink

Seit geraumer Zeit gilt Thermacell als wahre Geheimwaffe gegen Stechmücken. Hier gibt es die unterschiedlichsten Modelle, von wieder aufladbaren E-Modellen bis hin zum Backpacker-Modell. Da das mit allen Campinggaskartuschen komatibel und ziemlich leicht ist, ist es perfekt für Radfahrer und Wanderer.
Wir kannten Thermacell zu unserer Tour noch nicht, haben es jetzt im Spreewald aber ausgiebig getestet. Es wirkt sensationell!!! Wir hatten auf 20m² nicht eine Mücke. Auf unserer nächsten Tour durch den hohen Norden, wandert das Backpacker-Modell auf jeden Fall mit in die Fahrradtasche.

Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, sich gegen die kleinen Quälgeister zu währen. Außerdem wird man ja auch durch die spektukulären Landschaften im Norden für jeden einzelnen Mückenstich entschädigt.

Der Film zur Nordkaptour
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